Die Verantwortlichen von Wiesbadens ranghöchstem Fußballverein, dem SVWW, wären über eine solche Auslastung der Brita-Arena außerordentlich glücklich. Das Finale im Eisstockschießen im ESWE Eiszeit-“Stadion“ unter den Augen von Johann Christoph Friedrich Schiller war nach Aussagen von gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zu 95% Prozent ausgebucht. Nicht wenige der Fans waren offenkundig Mitglieder des Golfclub Rheinmain Wiesbaden, die keine Kosten und Mühen gescheut hatten, aus zum Teil weit entfernten Vororten anzureisen, um ihre Vereinskameraden zu unterstützen. Gleich 2 der 6 Finalisten stellte der Golfclub- das ausgiebige Training, wie im Vorbericht beschrieben, hatte sich ausgezahlt.

So oder so ähnlich hätte ich gerne den Beitrag begonnen. Da dies jedoch das Erlebte leider nicht widerspiegelt, selbst ein Friedrich Schiller sich dieser dichterischen Freiheit nicht bedient hätte, will ich mich im Folgenden um Wahrheit und Objektivität bemühen.

Es war eine regnerische Nacht, mit böigen, meist aus Nordnordost kommenden Winden, die freilich das Gleiten der Eisstöcke nicht beeinflussten. Große Wirkung erzielte dagegen der Regen, der sich auf dem Eis in Form von hässlichen Pickeln mit ungeheurer Bremskraft niederließ. Besonders Bahn 1 war von dieser Laune der Natur betroffen. Dieser Umstand taugt aber nicht als Entschuldigung für das unverständliche Versagen unserer beiden Teams, waren doch alle Teilnehmer von den gleichen Bedingungen heimgesucht.

Bar jeglicher Form, ohne eine Mindestmaß an nötiger Taktik (beim Spiel GCRM 1 gegen GCRM 2 wurden die letzten Siegeschancen gegenseitig zunichte gemacht!) präsentierten sich unsere Reck(inn)en in einem Zustand, der besser nicht im Detail beschrieben wird. Die inspirierende Kraft eines unserer größten Dichter wurde anderen zuteil. Von „Kabale und Liebe“ blieb Kabale und Hiebe, von der „Ode an die Freude“ blieb ein Trauergesang. Kurz und knapp: GCRM 1 und GCRM 2 wurden 5. und 6., belegten damit die letzten beiden Plätze. Völlig enttäuscht verließ der Chronist die Stätte der Schmach, um sich bei Gabriele und Ingvar Gayko-Wagner bei auserlesenen Käsehappen dem hemmungslosen Suff zu ergeben.

Schade, dass er, der Nur-Zuschauer, als einziger mit den Gastgebern die Nacht einigermaßen versöhnlich ausklingen ließ. Dermaßen besänftigt, möchte er denn auch friedfertig schließen mit den Worten des beim Eisstockcup allgegenwärtigen Dichters: Duldet mutig, Millionen! Duldet für die beßre Welt! Droben überm Sternenzelt wird ein großer Gott belohnen.

Ganz zum Schluss allen ein gutes neues Jahr mit einem Foto von Bernhard Neas vom traditionellen Silvestertreff auf dem Rheinblick.

Ihr Hermann Ohletz

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